Die ursprüngliche Heimat der Wellensittiche, deren wissenschaftlicher Name Melopsittacus undulatus
lautet, sind die weiten, offenen Landschaften Australiens. Nahezu überall auf
diesem von uns aus sehr weit entfernten Kontinent kommen Wellensittiche vor. Wild lebende Wellensittiche sind
mit ihren 18 Zentimetern Körperlänge sehr zierlich im Vergleich zu den
hierzulande beliebten Stubenwellensittichen. Die Wildvögel sind grün gefärbt
und haben ein gelbes Gesicht.
Sobald sich geeignete Witterungsbedingungen ergeben und es geregnet hat,
sprießt das Grün. Finden die wilden Wellensittiche einen solchen Ort, an
dem es genügend Nahrung gibt, schreiten sie meist rasch zur Brut. Am
liebsten brüten die kleinen Papageienvögel in Eukalyptusbäumen, die zum
Beispiel in der Nähe von ausgetrockneten Flussarmen, sogenannten
Billabongs, oder Tümpeln stehen.
In Eukalyptusbäumen finden sich mehr oder
minder große Hohlräume. Kleinere Höhlen werden
von Wellensittichen bevorzugt, in den größeren
Höhlen brüten andere Vögel wie zum Beispiel die in aller Welt ebenfalls als Heimvögel
beliebten Nymphensittiche (Nymphicus hollandicus).
Fotos unten: Der Darling River, an dessen Ufern Wellensittiche brüten.
Ähnlich wie zum Beispiel Möwen oder Kormorane sind Wellensittiche
Koloniebrüter. Ihre Nisthöhlen findet man dicht an dicht,
und in manchem großen Eukalyptusbaum ziehen mitunter mehr als drei Sittichpaare
ihren Nachwuchs groß. Es ist davon auszugehen, dass die Wellensittiche in Kolonien
brüten, um
sich auf diese Weise effizient vor Feinden zu schützen. Dort, wo viele
Vögel auf engstem Raum zusammenkommen, suchen viele Augen die Umgebung
nach potenziellen Feinden ab, was die Sicherheit für ein einzelnes
Individuum erhöht. Um einander warnen zu können, müssen die Vögel dieselbe
"Sprache" sprechen. Wellensittiche verfügen deshalb über ein
umfangreiches Lautrepertoire, welches jeder Vogel beherrscht und
versteht. Auch bei domestizierten Vögeln in Volieren oder Wohnzimmern kann
man diese Lautäußerungen und typischen Verhaltensweise
hören bzw. beobachten, sie haben einen großen Teil ihrer wilden
Instinkte nicht verloren. Foto in diesem Absatz ©
Rebecca Dominguez/Flickr
Bei Bedarf erweitern Wellensittichweibchen die natürlichen Höhlen in
den Bäumen mit Hilfe des Schnabels. Es ist folglich kein
Gerücht, dass weibliche Wellensittiche fester zubeißen können als
männliche, denn ihre Muskulatur ist in der Tat ein wenig kräftiger, damit
die Weibchen ihren Nistplatz besser umgestalten können. Das Wärmen der
Eier, also das eigentliche Brüten, übernehmen bei den Wellensittichen
ausschließlich die Weibchen. Während dieser Brutphase sind die Männchen für die
Nahrungsbeschaffung zuständig. Sind die Jungen geschlüpft und älter als
etwa eine Woche, verlassen die Mütter die Nisthöhlen vorübergehend und
begeben sich auf Nahrungssuche, um die ständig
hungrigen Küken satt zu bekommen.
Foto rechts:
Ingrid
Schäfer
(aufgenommen während ihrer Australien-Reise)
Spinifex- und Mitchell's-Gräser und sowie weitere Grasarten sind die
hauptsächliche Nahrung der wilden Wellensittiche, aber auch wilde
Hirse, siehe Foto rechts, steht auf ihrem Speiseplan. Gelegentlich
fressen sie auch Weizen von den Feldern der australischen Farmer. In den frühen
Morgenstunden sammeln sich die Tiere oft in riesigen, etliche tausend
Individuen umfassenden Schwärmen, um gemeinsam in den Tag zu starten und auf
Nahrungssuche zu gehen. Sie begeben sich dabei häufig auf den Boden, um die Tautropfen der letzten
Nacht von den Gräsern aufzunehmen oder sich im Tau ein Bad zu
gönnen. Zur Nahrungs- und Wasseraufnahme fliegen die kleinen
Papageien meist viele Kilometer weit. Foto in diesem Absatz
©
Pedro Fidelman/Flickr
Da es im Outback heiß und normalerweise
sehr trocken ist, ziehen die Wellensittiche in riesigen Schwärmen über das
weite Land, um sich dort niederzulassen, wo nach einem der seltenen
Regenfälle frisches Grün sprießt. Dieser "unstete" Lebenswandel -
Wellensittiche werden auch als Nomadenvögel bezeichnet - führt
dazu, dass mancher Australienurlauber auch nach vier Wochen in der
weiten Landschaft nicht einen einzigen wilden Wellensittich zu Gesicht bekommen
hat.
Einige sehr schöne Fotos wilder Wellensittiche bietet der Biofuttershop
auf seiner Facebook-Seite:
Link
.
Bei Youtube gibt es ebenfalls einige lohnenswerte Filme:
The Budgie Tree: Wild budgies breeding and feeding their young
,
Budgies over Alice
,
Budgerigar - wild bush budgie (englische Dokumentation)
.
Achtung, die zuletzt genannte Dokumentation enthält leider auch Aufnahmen,
die Wellensittiche als Opfer von Greifvögeln zeigen. Wer solche
Filmsequenzen nicht verträgt, sollte sich den Clip lieber nicht anschauen.
Die folgenden Fotos hat Jana, die Betreiberin der Website NymphensittichLexikon.de ,
freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Sie hat die Aufnahmen
während ihres Australien-Urlaubs im November 2006 angefertigt.
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