Achtung: Das Lesen dieses Birds-Online-Kapitels sollte niemals den Gang
zum Tierarzt ersetzen!
Leider
kann es geschehen, dass Vögel unheilbar erkranken - zum Beispiel an
unkontrolliert wuchernden
Tumoren, die sich nicht operativ entfernen lassen. Viele der
unheilbaren Krankheiten gehen mit starken Schmerzen einher, die für die
Vögel eine Qual bedeuten. In solchen Fällen kann
ein Tierarzt einen betroffenen Vogel von seinem Leiden erlösen, indem er
ihn einschläfert. Angesichts der leidvollen Tage oder Stunden, die man
dem tödlich erkrankten Vogel dadurch erspart, sehen viele Tierhalter
das Einschläfern als einen Akt der Barmherzigkeit an, so schrecklich es
auch klingen mag. Tierärzte bezeichnen das Einschläfern auch als
Euthanasie, für sie ist es in unheilbaren Fällen, in denen keine
Hoffnung mehr besteht, eine legitime Behandlungsmethode.
Das Für und Wider Doch so sinnvoll das einschläfern auch erscheinen
mag, es ist nicht leicht, den Entschluss zu fassen, das Leben des geliebten
gefiederten Freundes durch einen Tierarzt beenden zu lassen. Viele Vogelhalter
warten zu lang damit, sich zu einer Euthanasie durchzuringen. In der
Zwischenzeit sterben ihre
Vögel qualvoll. Deshalb sollten Sie
sich als verantwortungsbewusster Vogelhalter nicht erst dann Gedanken
über diesen zugegebenermaßen schweren Schritt machen, wenn
er unmittelbar bevorsteht. Ein Tier von seinen Qualen zu erlösen
heißt, es in Frieden gehen zu lassen. Darin, in dieser Weise loslassen
zu können, liegt sehr viel Tierliebe.
Einige Menschen sträuben sich strikt dagegen, der Natur "ins
Handwerk zu pfuschen", weshalb sie niemals ein Tier einschläfern
lassen würden. Dieser Standpunkt ist ethisch durchaus nachvollziehbar, nur
sollten sich die Verfechter jener Meinung vor Augen führen, dass sie
ihrem Vogel unter Umständen langes Leiden ersparen könnten,
falls sie sich ausnahmsweise gegen ihre Prinzipien entscheiden
würden. Zumal das Züchten und Halten von einstmaligen Wildvögeln im Haus ebenfalls einen gravierenden Eingriff in die Natur darstellt.
Wer die Natur also allein schon dadurch, dass er Vögel hält, in gewisser
Weise manipuliert, sollte so konsequent sein, im Bedarfsfall auch den
unschönen Schritt mit seinem Tier zu gehen und es einschläfern lassen,
falls dies erforderlich wird.
Den Tierarzt des Vertrauens aufsuchen
All jenen, die prinzipiell dazu bereit wären, einen tödlich erkrankten Vogel
einschläfern zu lassen, möchte ich einen meiner Meinung
nach wichtigen Rat geben: Sie sollten einen Tierarzt aufsuchen, dem Sie
hundertprozentig vertrauen. Denn nur dann werden Sie später
kein schlechtes Gefühl haben, wenn Sie auf den schweren letzten Gang
zurückblicken. Fühlen Sie sich beispielsweise schlecht beraten, kommt
eventuell irgendwann bei Ihnen der Gedanke auf, Ihr Tier wäre
vielleicht doch noch zu retten gewesen und der Arzt hätte sich lediglich
nicht genügend Mühe gegeben.
Unter diesen Umständen fühlt man sich,
als wäre man für einen vermeintlich unnötigen Tod verantwortlich und
als nächstes redet man sich ein, man habe quasi das Leben des geliebten Vogels auf dem Gewissen. Solche
Überlegungen quälen im Nachhinein viele Vogelhalter, die ihr
Tier einschläfern lassen haben. Nur wenn Sie Ihrem Tierarzt
vertrauen und ihn für so kompetent in Sachen Vogelbehandlung
halten, dass Sie seine Entscheidung hinsichtlich des
Gesundheitszustandes Ihres Tieres nicht einmal ansatzweise anzweifeln, sollten Sie
das Leben Ihres Tieres in seine Hände geben.
Den richtigen Zeitpunkt finden
Um den richtigen Zeitpunkt für den folgenschweren Schritt besser erkennen zu können, ist ebenfalls Vertrauen in den Tierarzt wichtig. Er sollte den Tierhalter beraten und man sollte sich dessen sicher sein, dass der Arzt nicht leichtfertig über das Leben des gefiederten Patienten entscheidet. Mitunter überlässt es der Arzt aber dem Halter, den Zeitpunkt für das Einschläfern festzulegen. Diesen zu finden, fällt vielen Vogelhaltern ausgesprochen schwer. Damit die schwierige Situation zu meistern ist, sollte sich der Vogelhalter einige kritische Fragen stellen
und diese ehrlich beantworten, siehe entsprechendes Kapitel.
Wie werden Vögel eingeschläfert?
Sofern der Arzt wie im Folgenden geschildert vorgeht, spürt der Vogel
vom Einschläfern fast nichts. Der Tierarzt sollte dem Patienten zuerst
per Spritze oder Inhalationsmaske ein sehr hoch Narkosemittel
(Narkotikum) verabreichen, von dem der Vogel innerhalb weniger Sekunden
in einen tiefen Narkoseschlaf fällt. In manchen Fällen sind Vögel, die
eingeschläfert werden sollen, durch ihre Krankheit immens geschwächt und
sterben bereits in dieser Narkose. Binnen kurzer Zeit führt das
Narkosemittel bei ihnen zum Herzstillstand, von dem die schlafenden
Vögel sehr wahrscheinlich nichts spüren. Stirbt ein Vogel nicht bereits
infolge des Narkotikums, wird dem schlafenden Tier ein Medikament per
Spritze verabreicht, das einen sofortigen Herzstillstand herbeiführt.
Von dieser Injektion spürt der betäubte und schlafende Vogel sehr
wahrscheinlich nichts.
Es sei jedoch angemerkt, dass nicht alle Tierärzte so vorgehen. Sie
verzichten auf die Narkose und verabreichen den Vögeln bei vollem
Bewusstsein die tödliche Injektion, die den Herzstillstand
herbeiführt. Nicht selten wird das Mittel direkt ins Herz injizieren. Es
ist davon auszugehen, dass dies für die Vögel sehr schmerzhaft ist. Zwar
tritt der Tod vergleichsweise schnell ein, aber er ist
höchstwahrscheinlich durchaus qualvoll für den betroffenen Vogel.
Deshalb sollte der Besitzer des Vogels im Vorfeld erfragen, ob der
jeweilige Tierarzt den Patienten vor der tödlichen Injektion zunächst
betäuben wird oder nicht. Wenn er dies nicht in Erwägung zieht, sollte
der Patientenbesitzer darauf bestehen oder sofern er/sie es für nötig
erachtet, einen anderen Arzt aufsuchen, falls dies dem erkrankten Vogel
zuzumuten ist. Denn es ist stats zu bedenken, dass dies eine weitere
Verzögerung bedeutet, die wiederum mit einer Verlängerung des Leidens
einhergeht.
Muss der Halter beim Einschläfern zusehen?
Für die meisten Vogelhalter ist es eine extreme nervliche
Belastung, dem Einschläfern beizuwohnen, wie ich aus eigener,
schmerzvoller Erfahrung weiß. Dennoch wäre es meiner
Ansicht nach falsch, aus Angst vor dieser Situation sein Tier
unnötig leiden zu lassen und auf das Einschläfern zu verzichten, weil
man es selbst nervlich nicht verkraften könnte. Bedenken Sie: Es steht
Ihnen frei, ob Sie bis zum Schluss bei Ihrem Tier bleiben oder den Behandlungsraum lieber verlassen.
Kein Tierarzt wird Ihnen einen Vorwurf machen, wenn Sie es nicht
verkraften können, ihm beim Einschläfern Ihres geliebten Vogels
zuzusehen.
Was ist, wenn man weint?
Schämen Sie sich bitte ihrer Tränen nicht! Ein guter
Tierarzt ist nicht nur Mediziner, sondern auch ein Mensch, der Ihre
tiefe Trauer nachvollziehen kann. Mein Tierarzt erklärte mir, er
halte es für menschlich und normal, um ein geliebtes Tier zu
weinen. Denn nur wer sein Tier wirklich liebt, kann es richtig pflegen.
Dazu gehört eben auch, dass viele Vogelhalter im Todesfall um ihre Tiere
weinen. Mir hat die Aussage meines Tierarztes sehr geholfen, als ich weinend in seiner
Praxis stand und mich von einem meiner Vögel verabschiedete.
Empfindet man tiefste Zuneigung für ein Haustier, so
gehören Tränen häufig zum Abschied. Tierärzte
sind mit dieser Situation vertraut und gehen in aller Regel mit
dem nötigen Feingefühl mit weinenden Tierbesitzern um.
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