Achtung: Das Lesen dieses Birds-Online-Kapitels sollte
niemals den Gang zum Tierarzt ersetzen!
Wellensittiche und andere Ziervögel, die in menschlicher Obhut
gehalten werden, können im Laufe der Zeit eine sogenannte Arthrose
entwickeln. Mediziner verstehen darunter einen "Gelenkverschleiß", der
das für das jeweilige Alter übliche Maß deutlich übersteigt. Bei Vögeln
sind häufig vor allem die Beingelenke, aber auch die Schultergelenke
oder andere Gelenke der Flügel von der Arthrose betroffen. Als ein
entscheidender auslösender Faktor gilt
Übergewicht, das insbesondere bei Wellensittichen vergleichsweise
oft vorkommt.
Symptome
Sind die Gelenke verschlissen, meiden die betroffenen Tiere jede
Belastung. Bei Arthrose in den Beinen ist ein Hinken zu beobachten und
das erkrankte Bein wird in die Schonhaltung genommen, also nach oben
ins Gefieder gezogen. Außerdem legen sich die erkrankten Vögel gern
bäuchlings hin, um die schmerzenden Beine zu entlasten. Bei Arthrose
im Flügel oder im Schultergelenk verzichten die Tiere weitestgehend
auf das Fliegen. Müssen sie dennoch fliegen, weil sie sich erschrecken
oder von einem Artgenossen verjagt werden, können sie sich nur schwer
in der Luft halten. Manche Vögel geben Schmerzenslaute von sich,
während sie fliegen und lassen den betroffenen Flügel nach dem Flug
ein wenig hängen. Im fortgeschrittenen Stadium hängt ein erkrankter
Flügel auch in Ruhephasen häufiger herab. Außerdem ist in manchen
Fällen eine Schwellung des von der Arthose befallenen Gelenks zu
beobachten, was aber nicht grundsätzlich vorkommt.
Diagnose
Anhand einer Röntgenaufnahme und mitunter auch durch eine
Tastuntersuchung kann ein
erfahrener Tierarzt
eine Arthrose bei einem Vogel feststellen.
Therapie
Leider ist eine Heilung nicht möglich. Ist ein Gelenk eines Vogels
erst einmal angegriffen und verschlissen, kann sein ursprünglicher
Zustand nicht wiederhergestellt werden. Tierärzte greifen auf
unterschiedliche Therapieansätze zurück, um den Vögeln eine weitere
Verschlechterung des Zustandes ihrer Gelenke zu ersparen und um
Schmerzen zu lindern. Manche Ärzte setzen auf die Gabe von
Schmerzmitteln, andere verabreichen weitere Präparate, die
beispielsweise Kalzium enthalten. Eine generelle Empfehlung, wie
Haltern ihren Vögeln mit Medikamenten am besten helfen können, ist an
dieser Stelle nicht möglich, weil jeder Fall individuell von einem
fachkundigen Tierarzt überprüft werden muss.
Hilfestellungen für den Vogel
Leidet ein Vogel an Arthrose in den Beinen, sollte der Halter ihm
weiche Sitzstangen und Liegebrettchen sowie Ruheplattformen anbieten,
siehe Kapitel
in der Rubrik über gehandicapte Vögel. Regelmäßig muss die Haut am
Bauch kontrolliert werden, denn hier können sich leicht
Liegegeschwüre bilden.
Es ist sehr wichtig, dass ein Vogel, der an Arthrose leidet, nicht
zu viel Gewicht mit sich herumschleppt. Der Halter sollte darauf
achten, dass das Tier kein Übergewicht hat und gegebenenfalls in
Absprache mit dem Tierarzt durch eine
Nahrungsumstellung eine Gewichtsabnahme herbeiführen. Auf keinen
Fall sollten Tiere, die an Arthrose leiden, von ihrem Halter dazu
gezwungen werden, sich viel zu bewegen. Zwar hilft Bewegung
normalerweise beim Abnehmen, aber bei Arthrose würde dies für den
Vogel eine enorme Belastung aufgrund starker Schmerzen bedeuten.
Ähnliche Erkrankungen
Anschwellende Beine oder Flügel müssen nicht auf eine Arthrose
hindeuten, es können andere Erkrankungen wie etwa ein
Knochenbruch, eine Sehnenverletzung oder eine
Zerrung vorliegen. Auch wenn die Knochen zu sehr verkalken, können
die Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine zu starke
Verhärtung und Verkalkung der Knochen tritt bei der sogenannten
Polyostotischen Hyperostose auf.
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