Achtung: Das Lesen dieses Birds-Online-Kapitels sollte niemals den Gang
zum Tierarzt ersetzen!
Unter bestimmten Umständen kann es bei Vögeln zu einem Bauchbruch kommen, Tierärzte sprechen in diesem Zusammenhang von einer sogenannten Hernie.
Damit eine Hernie entstehen kann, muss eine Schwachstelle in der Bauchhöhle vorhanden sein. Meist bildet sich diese bei dem betroffenen Vogel schon aus, wenn er sich als Embryo noch im Ei befindet, die Anlage für die Hernie entsteht demnach bereits vor seiner Geburt. Einige Tierärzte vertreten die Ansicht, es handelt sich um einen genetischen Defekt, der eventuell sogar vererbbar sein
könnte. Darüber hinaus ist es möglich, dass nach einer Bauchoperation, was bei Vögeln allerdings selten vorkommt, die davon zurückbleibende Narbe eine solche Schwachstelle darstellt, an der die Bauchhöhle später brechen kann.
Der Bruch kommt deshalb zustande, weil innerhalb des Körpers ständig Druck herrscht, unter anderem drückt der Darm von innen gegen die Bauchwand.
Dieser Druck in Kombination mit einer sonstigen Belastung - dies kann unter anderem eine missglückte Landung oder eine leichte Kollision mit einem Gegenstand sein - kann zum Bruch der Bauchwand führen. Es bildet sich dann eine mehr oder minder große beulenartige Wölbung, in die der Inhalt der Bauchhöhle rutscht. Das bedeutet, der Darm oder ein inneres Organ kann durch diesen Bruch aus der Bauchhöhle rutschen. Die verrutschten Innereien sind dann allerdings nach wie vor von Körpergewebe, also Fett, Muskeln und Haut, umschlossen. Diese Beule wird Bruchsack genannt, denn sie
umgibt den Bauchinhalt wie ein Sack. Was sich innerhalb des Bruchsackes befindet, wird als Bruchinhalt bezeichnet.
Ein Bauchbruch tritt in aller Regel plötzlich auf. Je eher er vom Tierarzt behandelt wird, desto größer sind die Chancen, dass der Bruchinhalt wieder an die anatomisch korrekte Stelle verschoben werden kann und dort auch bleibt. Tiermediziner sprechen in diesem Zusammenhang vom Reponieren des Bruchinhalts oder einer reponiblen Hernie. Ältere Hernien kann man unter Umständen durch einen chirurgischen Eingriff behandeln, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die vernähte Bauchwand später erneut bricht, relativ hoch.
Manche Hernien sind so beschaffen oder befinden sich an Stellen innerhalb des Körpers, dass sie nicht behandelt werden können.
Je nach Schweregrad, kann der Vogel mit einer Hernie einigermaßen beschwerdefrei weiterleben, in anderen Fällen ist das sofortige
Einschläfern leider die einzige Möglichkeit, um das betroffene Tier vor nicht behandelbaren, extrem starken Dauerschmerzen zu bewahren.
Ohne vorherige Warnung kann es bei gefiederten Hernienpatienten, die bereits eine Weile
nahezu beschwerdefrei mit einem Bauchbruch leben, zu
Komplikationen wie Verdauungsstörungen oder in besonders gravierenden Fällen zu einem Darmverschluss kommen. Die innerhalb des Bruchsacks
liegenden Darmteile können unter Umständen abgeschnürt werden, wodurch
der Transport des Darminhaltes blockiert wird. Dieser Zustand ist für
den Vogel nicht nur schmerzhaft, sondern lebensbedrohlich und er muss
umgehend von einem Tierarzt behandelt werden. Setzt ein
Hernienpatient keinen Kot mehr ab und wirkt er apathisch oder bewegt
er sich kaum noch, muss deshalb schnell gehandelt werden.
Oft ist es für einen Laien schwer, eine Hernie zu erkennen. Die Birds-Online-Leserin V. Baumann berichtet über Ihren Vogel: "Ich habe gestern meinen Welli zum Tierarzt gebracht. Er hatte einen total aufgeblähten Bauch. Die Federn sind dem Weibchen unten am Bauch ausgefallen und es sah wie eine Legenot aus. Das war es aber nicht. Es handelte sich um eine Bauchwandhernie. Die Bauchwand ist durchgebrochen und alle Innereien sind nach vorn gefallen." Leider war dem betroffenen Vogel nicht mehr zu helfen, er musste sofort eingeschläfert werden.
Auch auf die Gefahr hin, dass man sich für immer von seinem Tier trennen muss, weil es keine Heilungsmöglichkeiten gibt und ein Weiterleben mit einer Hernie im Einzelfall unmöglich ist, sollte man als Tierhalter umgehend einen Tierarzt aufsuchen, wenn ein Vogel unter einer plötzlich aufgetretenen Schwellung des Bauches leidet. Hernien verschwinden nicht von allein wieder und lassen sich nicht mit Hausmitteln therapieren. |
Ähnliche Erkrankungen
Wie bereits erwähnt, sind Hernien für den Laien nur schwer zu erkennen.
Manche Erkrankungen ähneln dem Erscheinungsbild einer Hernie zudem so stark, dass eine Unterscheidung für den Tierhalter kaum möglich ist. Eine Legenot tritt bei Vogelweibchen ebenfalls plötzlich auf und äußert sich oft durch eine Schwellung des Unterbauches. Bei einer Legedarmentzündung können Teile des Unterbauches ebenfalls relativ rasch enorm anschwellen.
Auch eine Bauchwassersucht (Aszites) kann zu einer Umfangsvermehrung führen.
Manche Pilzinfektionen können
bewirken, dass der Darm voller Gas ist. Sie rufen deshalb eine Bauchschwellung
hervor, die sich meist relativ schnell bildet. Wächst innerhalb der Bauchhöhle ein Tumor oder entsteht am Bauch ein Lipom, kann dies ebenfalls eine Schwellung
nach sich ziehen. Tumoren und Lipome wachsen jedoch normalerweise langsamer als eine Hernie,
also innerhalb von Tagen oder Wochen.
In seltenen Fällen entstehen Abszesse, also lokal begrenzte Entzündungen, am Bauch oder Rumpf eines Vogels. Mitunter wachsen sie innerhalb weniger Tage zu
stattlicher Größe heran. Im oberen Bauchbereich kann ein sogenannter Pendelkropf
zu einer Schwellung führen. Diese entsteht allerdings eher langsam, weil
ein Pendelkropf für gewöhnlich Monate oder gar Jahre braucht, um in seine
anatomisch falsche Position zu rutschen.
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