Himalia, adoptiert am 10. Februar ’03, † 8. Oktober ’08

Himalia im Porträt.
Himalia im Porträt.

Anfang Januar 2003 wurde im Essener Tierheim ein junger Wellensittich abgegeben, der seinem Vorbesitzer offenbar schon nach sehr kurzer Zeit lästig geworden war. So etwas geschieht leider erstaunlich häufig und viele der Tiere landen dann im Tierheim. Für eine Vogelliebhaberin wie mich ist es jedoch schwer nachvollziehbar, wie man so schnell eines Tieres überdrüssig werden kann – idealerweise sollte man doch lieber vorher genau überlegen, ob die Vogelhaltung zu einem passt. Vor allem in Himalias Fall war es geradezu herzlos, den Vogel abzugeben. Es scheint, als wäre der Halter hier bewusst vorgegangen, denn als die junge Vogeldame im Tierheim ankam, war sie schwer krank und es war nicht abzusehen, ob sie jemals wieder ganz gesund werden würde. Wer als sehr junger Vogel sein Zuhause verliert, hat normalerweise gute Chancen auf eine baldige Vermittlung. Für Himalia sah die Zukunft jedoch wegen dieser schweren Erkrankung anfangs leider alles andere als rosig aus …

Abends saß Himalia gern ganz entspannt auf einer Schaukel.
Abends saß Himalia gern ganz entspannt auf einer Schaukel.

Im Tierheim stellte man kurz nach ihrer Ankunft fest, dass die Vogeldame unter heftigen Gleichgewichtsstörungen litt und sich kaum auf der Stange halten konnte, weil sie ihren Kopf extrem verdrehte. Die Diagnose der Tierärztin lautete: Vermutlich eine Gehirnerschütterung, eine schlaganfallähnliche Erkrankung oder eine andere Krankheit, die eine massive Schädigung der Nerven verursacht hatte. Weil der Vogel intensiver Pflege bedurfte, nahm ihn eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims mit zu sich nach Hause, um ihm die notwendige Aufmerksamkeit und Pflege zukommen lassen zu können.

Wochenlang wurde Himalia von dieser Vogelfreundin aufgepäppelt, und ihre Pflegerin wusste, dass die Vermittlungschancen für den wahrscheinlich zeitlebens mehr oder minder stark gehandicapten Vogel schlecht standen. Ich erfuhr von Himalias Schicksal und sagte zu, sie zu adoptieren, sobald sie gesundheitlich aus dem Gröbsten heraus sein würde. Ihren Namen legte ich bereits zu dieser Zeit fest, denn sie war namenlos im Tierheim gelandet.

Himalia war sehr klein und zierlich.
Himalia war sehr klein und zierlich.

Am 10. Februar 2003 kam Himalia zu mir nach Hause. Sie durfte allerdings zunächst nicht ins Vogelzimmer, denn das ließ ihr Gesundheitszustand zu diesem Zeitpunkt bedauerlicherweise noch nicht zu. In einem kleinen Käfig mit gepolstertem Boden untergebracht – dies geschah zu ihrer eigenen Sicherheit -, bezog Himalia mein Wohnzimmer. Von ihrem Platz aus konnte sie aus dem Fenster sehen und sich sonnen, sofern der Himmel gerade nicht bewölkt war.

Ein von mir zurate gezogener, auf die Behandlung von Vögeln spezialisierter Tierarzt bestätigte die Diagnose eines schweren Nervenschadens. Eine schlaganfall-ähnliche Krankheit schlossen wir aus, da die Beschwerden des Sittichs eher dafür sprachen, dass Himalia eine Kopfverletzung und somit eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Es kommt relativ häufig vor, dass junge Vögel bei ihren ersten Flugversuchen mit einem harten Gegenstand zusammenstoßen. Das scheint auch der armen Himalia widerfahren zu sein. Sie litt demnach unter den Nachwirkungen eines erheblichen Schädel-Hirn-Traumas.

Klein, aber selbstbewusst - so war Himalia.
Klein, aber selbstbewusst – so war Himalia.

Viele Wochen behandelte ich den verängstigten Sittich vor allem mit hoch dosierten Vitamin-B-Tropfen und auf Anraten einer Tierheilpraktikerin zusätzlich unterstützend mit verschiedenen homöopathischen Präparaten. War die Prognose zu Beginn eher schlecht, so hat sich der Einsatz dennoch gelohnt. Am 23. März 2003 hatte sich Himalias Zustand so weit verbessern, dass sie ins Vogelzimmer einziehen durfte. Anfangs bewegte sie sich noch ein wenig unsicher und schwankte ein wenig, was sich jedoch mit der Zeit legte. Auch das Ekzem über ihrer Wachshaut, das sie wochenlang gequält hatte, heilte ab. Woher es rührte, konnte sich der vogelkundige Tierarzt nicht erklären. Die Gesellschaft der anderen Vögel wirkte in kürzester Zeit Wunder! Weiter unten auf dieser Seite ist Himalias Genesung in einer kleinen Bildersammlung dokumentiert.

Es gab Karotte - das ist Himalia deutlich anzusehen.
Es gab Karotte – das ist Himalia deutlich anzusehen.

Bereits wenige Tage nach ihrem Einzug ins Vogelzimmer hatte sich Himalia sehr gut eingelebt. Für mich war es unbeschreiblich schön, die quirlige Vogeldame, die in ihren ersten Lebenswochen so viele schreckliche Dinge erlebt hatte, voller Tatendrang, Elan und Lebensfreude zu sehen. Zu ihren ausgewiesenen Lieblingsbeschäftigungen gehörten akrobatisches Klettern sowie ausgiebiges Nagen an Korkrinde und Holz. Außerdem zerrupfte sie gern Karotten und Äpfel. Salatblätter mussten ebenfalls regelmäßig dran glauben, wenn Himalia in der Nähe war und Lust darauf hat, Frischkost zu zerpflücken. Ganz verrückt war sie übrigens nach frischem Basilikum. Stundenlang konnte sie sich mit den aromatischen Kräutern beschäftigen.

Himalia hielt sich - wie fast alle Wellensittiche - gern weit oben auf.
Himalia hielt sich – wie fast alle Wellensittiche – gern weit oben auf.

Gegenüber den anderen Wellensittichen verhielt sie sich ausgesprochen selbstbewusst und mitunter sogar regelrecht unverschämt. Wenn es ihr morgens nicht schnell genug ging, sprich wenn ich den Schlafkäfig nicht mit den ersten Sonnenstrahlen öffnete, wurde sie zickig und sprang gern anderen Vögeln auf den Rücken. Deshalb hatten ihre Schwarmkollegen größten Respekt vor ihr. Am liebsten ärgerte sie übrigens den Katharinasittich Merlin. Anstatt sich zu wehren, schrie er wie von Sinnen, wenn sie seine Schwanzfedern in den Schnabel nahm und daran kräftig zog. Wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie dabei vermutlich breit gegrinst, so sehr schien ihr das Gekreische des grünen Männchens zu gefallen. Nett war das freilich nicht, aber das war Himalia offenkundig völlig egal.

Himalia und ihr Gefährte Speedy.
Himalia und ihr Gefährte Speedy.

Man mag es kaum glauben, aber Himalia, die normalerweise bei jeder sich bietenden Gelegenheit andere Vögel anpöbelte und liebend gern Unsinn anstellte, hatte auch ihre sanfte Seite. Diese zeigte sie vor allem dann, wenn es um ihren Gefährten Speedy ging. Ihn behandelte sie immer zärtlich und respektvoll. Trotz allen Übermuts sprang sie ihm nie beißend in den Rücken, sie kraulte viel lieber ausdauernd seine dichten Kopffedern und kuschelte sich an ihn. Im Vergleich zu Speedy, der ein Halbstandard war, war Himalia sehr zartgebaut. Sie war mehr als einen Kopf kleiner als er und wog nur etwa halb so viel. Die beiden gaben ein ziemlich ungleiches Paar ab, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Ganz offensichtlich gilt das auch bei Wellensittichen.

Ganz entspannt auf dem Käfigdach - Himalia bei der Nachmittags-Siesta.
Ganz entspannt auf dem Käfigdach – Himalia bei der Nachmittags-Siesta.

Im Oktober 2007 erkrankte Himalia schwer, sie hatte eine Leberentzündung. Obwohl die Prognose schlecht war, erholte Himalia sich – nicht zuletzt dank der Medikamente, die mein vogelkundiger Tierarzt für sie zusammenstellte. Es ging ihr bald wieder gut und ich schöpfte ein wenig Hoffnung, sie doch noch eine Weile in meinem Vogelschwarm beherbergen zu können. Aus den Monaten wurde ein Jahr, ein wirklich schönes Jahr. Leider verschlechterte sich ihr Zustand im September 2008, sie übergab sich heftig, woraufhin der Tierarzt Megabakterien diagnostizierte. Wir wollten es versuchen, die kleine Kämpferin zu behandeln, aber Anfang Oktober kippte die Situation und Himalia baute ab. Alle weiteren Therapieversuche hätten ihr Leiden nur noch verlängert, weshalb ich mich am 8. Oktober 2008 zu dem schweren Schritt entschloss, meine gefiederte Freundin einschläfern zu lassen. Sie schlief ganz friedlich ein und sah völlig entspannt aus. Ihr zauberhaftes – und manchmal auch rüpelhaftes – Wesen werde ich nie vergessen. Ich bin froh, dass sie bei mir gewesen ist.

Himalias Farbschlag nennt sich Rezessiver Schecke in den Farben Hellblau und Weiß.

Bedeutung des Namens

Benannt habe ich Himalia nach einem Mond des Planeten Jupiter. In der griechischen Mythologie war Himalia eine Geliebte des Zeus.

Humorvolles: Himalias Künstlername

Hansine Klamm, das berühmte Wellensittich-Model.
Hansine Klamm, das berühmte Wellensittich-Model.

In einem Online-Forum hat vor einiger Zeit alles begonnen: Ich erstellte aus lauter Spaß ein paar alles andere als ernst gemeinte Beiträge, deren Verfasserin ein fiktives Wellensittich-Model mit dem Namen Hansine Klamm war. Weil Hansine schnell sehr beliebt wurde, musste ich ihr ein Gesicht verleihen. Hierfür stand Himalia Pate, ihr Künstlername lautete deshalb später Hansine. Dank der umfangreichen Möglichkeiten der Bildbearbeitungs-Software gibt es sogar ein Pressefoto des „geschminkten“ Supermodels. 🙂

Und wie es sich für ein waschechtes Topmodel gehört – Hansine ist übrigens trotz ihres Ruhms immer sehr bodenständig geblieben -, hatte sie eine eigene Homepage, die den Namen „Hansines Welt“ trägt. Allerdings wird die Seite nicht mehr ausgebaut, denn mit Himalia ist auch Hansine Klamm aus dem Leben geschieden.

Banner Hansines Welt

Himalia als Heldin einer Geschichte

Franziska Regnath schrieb damals, als Himalia noch lebte, gern Geschichten. Das, was sie über Himalia erfahren hatte, inspirierte sie zu einer Geschichte über meinen Vogel, die sie im Januar/Februar 2007 verfasste. Es rührte mich sehr, wie sie das Martyrium der jungen Himalia aus der Sicht des Vogels in Worte fasste. Hier können Sie die Geschichte als PDF-Dokument aufrufen: Himalia – nach einer wahren Begebenheit.

Himalias Genesung Schritt für Schritt

Februar 2003: Himalia kurz nach ihrer Ankunft in meiner Obhut. Der erste Testflug offenbarte, wie schlecht sie fliegen konnte. Innerhalb weniger Minuten taumelte sie nur noch und musste zurück in den Käfig.
Februar 2003: Himalia kurz nach ihrer Ankunft in meiner Obhut. Der erste Testflug offenbarte, wie schlecht sie fliegen konnte. Innerhalb weniger Minuten taumelte sie nur noch und musste zurück in den Käfig.
Februar 2003: Direkt oberhalb von Himalias Wachshaut fehlten sämtliche Federn. Die Haut war durch ein Ekzem trocken und schuppig, sie juckte offenbar stark, da Himalia ständig ihren Kopf an allen erdenklichen Gegenständen rieb.
Februar 2003: Direkt oberhalb von Himalias Wachshaut fehlten sämtliche Federn. Die Haut war durch ein Ekzem trocken und schuppig, sie juckte offenbar stark, da Himalia ständig ihren Kopf an allen erdenklichen Gegenständen rieb.
Februar 2003: In dieser Abbildung ist das Ekzem besonders gut zu erkennen.
Februar 2003: In dieser Abbildung ist das Ekzem besonders gut zu erkennen.
Ende März 2003: Wenige Minuten nach ihrem Einzug ins Vogelzimmer schaut sich Himalia vorsichtig um. Ihre Gleichgewichtsstörungen sind fast verschwunden, das Ekzem ist jedoch noch immer nicht abgeheilt.
Ende März 2003: Wenige Minuten nach ihrem Einzug ins Vogelzimmer schaut sich Himalia vorsichtig um. Ihre Gleichgewichtsstörungen sind fast verschwunden, das Ekzem ist jedoch noch immer nicht abgeheilt.
Anfang April 2003: Noch mehr Federn rund um das Ekzem sind ausgefallen, die Haut ist jedoch erheblich glatter geworden.
Anfang April 2003: Noch mehr Federn rund um das Ekzem sind ausgefallen, die Haut ist jedoch erheblich glatter geworden.
Ende April 2003: Das Ekzem ist verschwunden und endlich wachsen die Federn nach!
Ende April 2003: Das Ekzem ist verschwunden und endlich wachsen die Federn nach!
Mai 2003: Alles neu macht der Mai - so lautet die Volksweisheit. Auch bei Himalia hat dieser Monat für viele positive Veränderungen gesorgt. Sie hat sich wunderbar im Vogelzimmer eingelebt und ist nun voll befiedert.
Mai 2003: Alles neu macht der Mai – so lautet die Volksweisheit. Auch bei Himalia hat dieser Monat für viele positive Veränderungen gesorgt. Sie hat sich wunderbar im Vogelzimmer eingelebt und ist nun voll befiedert.
Juni 2003: Aus Himalia ist inzwischen eine Dame geworden, denn ihre Wachshaut wird langsam braun. Das Foto zeigt sie, kurz nachdem sie ein großes Stück Karotte verspeist hat, was ihr deutlich ins Gesicht geschrieben steht.
Juni 2003: Aus Himalia ist inzwischen eine Dame geworden, denn ihre Wachshaut wird langsam braun. Das Foto zeigt sie, kurz nachdem sie ein großes Stück Karotte verspeist hat, was ihr deutlich ins Gesicht geschrieben steht.
Ende Juni 2003: Das größte Glück auf Erden ist hellblau, etwas pummelig und hat eine blaue Nase - für Himalia zumindest. Dank der zärtlichen Zuneigung ihres Freundes Ares schwebt sie auf Wolke sieben.
Ende Juni 2003: Das größte Glück auf Erden ist hellblau, etwas pummelig und hat eine blaue Nase – für Himalia zumindest. Dank der zärtlichen Zuneigung ihres Freundes Ares schwebt sie auf Wolke sieben.