Suerte, adoptiert am 24. Oktober ’04, † 15. November ’05

Suerte im Porträt.
Suerte im Porträt.

Ende 2003 ging in Sachen Vogelrettung beim damals noch existierenden Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland e. V. (VWFD) erst einmal alles drunter und drüber, als es in der Ruhrgebietsstadt Dortmund zu einer umfangreichen Rettungsaktion für 14 Wellensittiche aus extrem schlechten Haltungsbedingungen kam. Einige der Tiere waren schwer krank und bedurften nicht nur über längere Zeit fachkundiger Pflege, sondern obendrein mehrerer kostspieliger Tierarztbehandlungen. Zwei Mitglieder des Vereins nahmen sich der Tiere an, und rasch stellte sich heraus, dass die beiden Betreuerinnen der Aktion mit so hohen Tierarztkosten konfrontiert waren, dass sie diese Beträge unmöglich allein aufbringen konnten. In einer im Forum des Vereins durchgeführten Spendenaktion kamen binnen kürzester Zeit über 1.000 €  zusammen. Das Geld war von Vogelfreunden aus ganz Deutschland bereitgestellt worden, um den „Dortmund-Wellis“ zu helfen, wie die 14 Vögel fortan genannt wurden.

Aus schlechter Haltung gerettet, gelangte die gehandicapte Suerte in meine Obhut.
Aus schlechter Haltung gerettet, gelangte die gehandicapte Suerte in meine Obhut.

Unter diesen hilfsbedürftigen Vögeln befand sich ein Weibchen, das aufgrund einer Geschwulst am linken Flügel flugunfähig war. Sie erhielt den Namen Suerte und wohnte lange Zeit bei einer der beiden Vogelfreundinnen, die Suerte liebevoll pflegte. Abgesehen von ihrem Flügelproblem hatte es die Vogeldame auch ansonsten übel erwischt. Das arme Tier war monatelang schwer krank, erholte sich aber dank der intensiven und kompetenten Pflege ihrer Retterin. Bei ihr konnte sie jedoch nicht für immer bleiben, denn Suerte war zwar wegen ihrer Flügelgeschwulst flugunfähig. Doch sie war ein lebhaftes Tier, das gern seine Umgebung kletternd erkundete. Dabei wollte sie immer hoch hinaus, was zum Beispiel dazu führte, dass sie einmal aus zwei Metern Höhe abstürzte, als ihre Pflegerin das muntere Weibchen nur einen Moment aus den Augen gelassen hatte. Das Zimmer, in dem die Vögel untergebracht waren, war nicht behindertengerecht gestaltet und bot allerlei Unfallgefahren für die gehandicapte Vogeldame. Deshalb sollte Suerte in ein Zuhause umziehen, in dem sie gefahrlos untergebracht werden könnte. In meinem Vogelzimmer war ein Platz frei und ich sagte zu, das Weibchen zu adoptieren. Am 24. Oktober 2004 war es schließlich so weit und Suerte wurde ein Mitglied des Birds-Online-Schwarms. Sogleich bezog sie mein Vogelzimmer, das schon damals für gehandicapte Vögel speziell eingerichtet war.

Ihr Flügeltumor führte dazu, dass Suerte flugunfähig war.
Ihr Flügeltumor führte dazu, dass Suerte flugunfähig war.

Suerte war ein hellblauer, normal gezeichneter Wellensittich, so lautet die Bezeichnung ihres Farbschlags. Sie war nach ihrer Ankunft in meinem Vogelzimmer sofort vom Schwarm aufgenommen worden, als wäre sie schon immer ein Mitglied der Gruppe gewesen. Diese problemlose Integration in den Schwarm dürfte der Tatsache zu verdanken sein, dass Suerte ein ausgesprochen liebenswertes, sanftmütiges Weibchen war, das neugierig und kein bisschen zickig war.

Damit hatte nach anderen Dortmund-Wellis wie Juana, Señor, Luna, Maria und Josef auch Suerte nach langer Zeit ihr endgültiges Zuhause gefunden. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen von Suerte ganz herzlich bei Andrea dafür bedanken, dass sie sich viele Monate so liebevoll um die schwer in Not geratene Vogeldame gekümmert hat. Für Suerte war es ein Glücksfall, in Andreas Obhut gelangt zu sein.

Wie für die meisten Wellensittichweibchen typisch, ging Suerte gern auf 'Höhlenentdeckungstour'.
Wie für die meisten Wellensittichweibchen typisch, ging Suerte gern auf ‚Höhlenentdeckungstour‘.

Nachdem sie eine ganze Weile glücklich in meinem Vogelzimmer gelebt hatte, begann Suertes Flügeltumor im Spätsommer 2005 plötzlich zu wachsen. Nach einem kurzen Wachstumsschub blieb der Zustand wieder längere Zeit unverändert. Anfang November desselben Jahres wucherte der Tumor erneut, er hatte binnen kürzester Zeit beängstigend große Ausmaße angenommen. Ich ließ Suerte von einem vogelkundigen Tierarzt untersuchen und dieser erklärte mir, dass wir um eine Flügelamputation nicht umhinkämen, wenn wir ihr das Leben erleichtern wollen würden. Wäre der Tumor weiter gewachsen, wäre Suerte durch sein enormes Gewicht ständig auf die linke Seite gefallen. Am Morgen des 15. November 2005 sollte die Operation stattfinden. Kaum hatte der Arzt Suerte narkotisiert, versagte ihr Herz-Kreislauf-System. Ihr Körper war zu schwach, um die Operation zu überstehen.

Suerte kurz vor ihrem Tod - eine Operation sollte ihr Leben retten, aber sie starb in der Narkose.
Suerte kurz vor ihrem Tod – eine Operation sollte ihr Leben retten, aber sie starb in der Narkose.

Der Arzt war schockiert und wollte wissen, wie es dazu hatte kommen können, denn der Vogel hatte im Vorfeld kräftig und gesund gewirkt. Ich stimmte einer Untersuchung der sterblichen Überreste zu, die etwas Schreckliches offenbarte: In Suertes Körper hatten sich unbemerkt mehrere kleine Tumoren gebildet, unter anderem in der Leber. Die arme Vogeldame war durch ihre Krankheit längst zum Tode verurteilt gewesen, wir hätten sie nicht retten können. Durch die Narkose ist sie friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen, ihr ist ein schmerzvolles langes Leiden erspart geblieben. Das ist für mich der einzige Trost. Ich vermisse die kleine, fröhliche blaue Vogeldame sehr.

Bedeutung des Namens

Sah man ihren rechten Flügel, hätte man Suerte für kerngesund halten können.
Sah man ihren rechten Flügel, hätte man Suerte für kerngesund halten können.

Das Wort „Suerte“ stammt aus dem Spanischen und bedeutet in unserer Sprache „Glück“. Diesen Namen erhielt die Sittichdame bereits unmittelbar nach der oben beschriebenen Rettungsaktion, also lange bevor sie zu mir kam. Er passte wunderbar zu der liebenswerten Wellensittichdame, vor allem deshalb, weil sie riesengroßes Glück hatte, gerettet worden zu sein.

Suertes Patin

Gleich nachdem Suerte aus den schlechten Haltungsbedingungen befreit worden war, wurde Jenni Odenbreit die Patin des schönen Wellensittichs. Jenni war damals einer der wenigen Teenager, die sich für das Wohl in Not geratener Tiere interessierten und vor allem auch einsetzten. Sie blieb bis zu Suertes Tod weiterhin Patin und ihr lag das Wohl des Vogels immer sehr am Herzen. Danke im Namen von Suerte, liebe Jenni!