Vela, gefunden am 18. Oktober ’93, † 16. September ’96

Vela entspannt und zufrieden beim Singen am Nachmittag.
Vela entspannt und zufrieden beim Singen am Nachmittag.

Velas Geschichte ist so haarsträubend, dass ich damals selbst kaum glauben konnte, was sich zugetragen hat. Ich fand die arme Vogeldame am 18. Oktober 1993 bei sehr niedrigen Temperaturen draußen vor meinem Studentenwohnheim auf dem Boden liegend. Irgendein gemeiner Mensch hatte sie zuvor sehr schlecht behandelt, sodass sie nicht nur extrem verängstigt, sondern auch schwer verletzt war. Woher die Wunden rührten, war offensichtlich. Ich erkläre es hier aber bewusst nicht, um keine Nachahmungstäter auf den Plan zu rufen. Dieser Fall schwerer Tierquälerei wurde von mir zur Anzeige gebracht, nur leider verlief alles im Sande, wie es so häufig bei Anzeigen gegen unbekannt der Fall ist.

Wochenlang wurde Vela wegen ihrer Knochenbrüche und Verletzungen in einer Tierarztpraxis umsorgt, bis ich sie schließlich abholen konnte. Dass sie sich überhaupt von ihren schweren Verletzungen erholt hatte, grenzte an ein Wunder. Bei mir zu Hause angekommen, durfte Vela gleich die anderen Wellensittiche kennenlernen, was für sie anfangs mit großer Aufregung verbunden war. Sie schien keine Artgenossen zu kennen, gewöhnte sich aber recht schnell an die neue Situation. Glücklicherweise nahmen die anderen Vögel sie gewissermaßen „mit offenen Flügeln“ in Empfang. Das Männchen Mira und sie wurden innerhalb weniger Tage ein echtes Traumpaar und mit der Zeit begriff Vela, dass auch ich ihr nichts Böses wollte, obwohl sie zuvor sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hatte. Erstaunlicherweise wurde sie mit der Zeit von allein zahm und stieg nach etwas mehr als einem Jahr in meiner Obhut freiwillig auf meinen Finger, wozu ich sie natürlich nie gedrängt hatte. Bei diesem Vertrauensbeweis ihrerseits flossen bei mir die Tränen der Rührung.

Gemeinsam mit ihren Freunden knusperte Vela (vorn) gern an Leckerbissen.
Gemeinsam mit ihren Freunden knusperte Vela (vorn) gern an Leckerbissen.

Im November 1995 erkrankte Vela plötzlich schwer, sie hatte einen Nierentumor. Anfangs wuchs dieser noch sehr schnell und ich befürchtete, Vela bald zu verlieren. Doch dann verkapselte er sich und wuchs nicht mehr weiter, was unseren Tierarzt und mich sehr verblüffte. Weil Vela keine Schmerzen hatte, beschlossen wir, die weitere Entwicklung abzuwarten und sie noch nicht einzuschläfern. Sie war nun schwerer als vorher und musste das Fliegen mit diesem zusätzlichen Gewicht im Körper erst einmal kräftig üben. Aber es gelang ihr und sie lebte noch eine ganze Weile ein selbstbestimmtes, wie mir scheint glückliches Leben. Nach dem Tod ihres geliebten Gefährten Mira war sie gebrochen. Vela hatte jedwede Lust am Leben verloren, das war mehr als deutlich zu sehen. Sie starb am 16. September 1996 im Alter von etwa 16 Jahren sehr plötzlich wie es damals schien an gebrochenem Herzen.

Bedeutung des Namens

Weil Vela am Anfang wegen ihrer schweren Verletzungen nicht so recht fliegen konnte, benannte ich sie nach dem Segel des Schiffes Argo, einem Sternbild, das nur von der Südhalbkugel aus sichtbar ist. Es sollte ein gutes Omen für sie sein, damit sie irgendwann wieder ihre Schwingen benutzen können würde. Sie lernte es tatsächlich, wieder zu fliegen. Gelegentlich „segelte“ sie sogar ein wenig durch die Luft.