Brennnesseln

Große Brennnessel (Urtica dioica), halb reife Samen
Große Brennnessel (Urtica dioica), halb reife Samen

Bei den meisten Menschen erfreuen sich Brennnesseln (Urtica) nicht gerade großer Beliebtheit, doch sie sind einerseits wertvolle Futterpflanzen für unsere Heimvögel und andererseits für etliche Wildtiere von großer Bedeutung. Wenn Sie Brennnesseln oder ihre Bestandteile für ihre Vögel sammeln, achten Sie also bitte auf kleine Insekten. Worauf Sie beim Ernten schauen sollten, wird weiter unten beschrieben.

Zudem finden Sie in diesem Kapitel Beschreibungen der beiden häufig beziehungsweise relativ häufig in Mitteleuropa vorkommenden Brennnesselarten; die weiteren in diesem geografischen Bereich heimischen Brennnesseln, die nur sehr selten zu finden sind, werden hingegen nicht ausführlich vorgestellt. Hinsichtlich der Nutzung als Vogelfutterpflanzen gilt für sie aber dasselbe wie für die beiden häufigen Arten. Übrigens gehören alle Brennnesseln zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae).

Große Brennnessel (Urtica dioica)

Große Brennnessel (Urtica dioica)
Große Brennnessel (Urtica dioica)

Zwischen 30 cm und 3 m kann die Wuchshöhe der Großen Brennnessel betragen. Von Juli bis Oktober bildet sie ihre unscheinbaren Blüten. Kurz nach dem Verblühen bilden sich die Samen, die an Fäden hängen. Die einzelnen kleinen Früchte sind eiförmig bis breit eiförmig und viele Heimvögel fressen sie ausgesprochen gern.

Mit Handschuhen geschützt, kann man halb reife und reife Samen ernten. Sie sind in Mitteleuropa normalerweise in der Zeit von August bis Oktober verfügbar. Für den Winter lassen sich die halb reifen Samen einfrieren.

Auch zarte, junge Blättchen der Brennnesseln sind bei vielen Ziervögeln als Grünfutter sehr beliebt. Allerdings sollte man die Blättchen vor dem Verfüttern kurz mit heißem Wasser überbrühen, um die nesselnde, also brennende Wirkung zu neutralisieren. Junge Blätter dieser Pflanzenart sind überaus vitaminreich und werden von manchen Vögeln gern zur Jungenaufzucht genutzt, wenn man das Grünzeug klein geschnitten unter das Aufzuchtfutter mischt.

Tipp: Mehr Fotos dieser Pflanzenart finden Sie auf NABU-naturgucker.de.

Große Brennnessel (Urtica dioica), halbreife Samen
Große Brennnessel (Urtica dioica), halbreife Samen
Große Brennnessel (Urtica dioica), reife Samen
Große Brennnessel (Urtica dioica), reife Samen

Kleine Brennnessel (Utrica urens)

Kleine Brennnessel (Urtica urens)
Kleine Brennnessel (Urtica urens)

Nur etwa 10 bis 60 cm beträgt die Wuchshöhe der Kleinen Brennnessel. Sie sieht der oben beschriebenen Großen Brennnessel sehr ähnlich, hat aber normalerweise kleinere Blätter als diese und ihre Samen sind kompakter angeordnet. In Deutschland ist die Kleine Brennnessel insgesamt deutlich seltener zu finden als die große Schwesterart.

Hinsichtlich der verwendbaren Pflanzenteile gilt dasselbe wie zuvor bei der Großen Brennnessel erläutert.

Tipp: Mehr Fotos dieser Pflanzenart finden Sie auf NABU-naturgucker.de.

Brennnesseln in der Naturheilkunde

Brennnesseln werden als Tees in der Naturheilkunde genutzt.
Brennnesseln werden als Tees in der Naturheilkunde genutzt.

Seit langer Zeit gilt Brennnesselkraut als ein wirksames, leicht zu beschaffendes Mittel zur Blutreinigung. Vor allem für Frühjahrs- und Blutreinigungskuren findet es beim Menschen Verwendung. Ferner kommt die Brennnessel als unterstützende Maßnahme in Form von Nierentee bei der Behandlung von Blasenentzündungen zum Einsatz, da dieser harntreibend ist.

Nicht nur beim Menschen entfalten Brennnesseln die genannten Wirkungen. Vögeln, die an Nierenproblemen leiden, können Sie zusätzlich zu den vom Tierarzt verordneten Medikamenten etwas frisches Brennnesselgrün als Nahrung anbieten. Dasselbe gilt für Vögel, die eine Vergiftung hatten und bei denen eine Blutreinigung erforderlich ist. Brennnesseltee ist ebenfalls gut als ergänzend gereichtes, natürliches Heilmittel geeignet.

Wichtig
Bitte gehen Sie aber auf alle Fälle mit einem kranken Vogel zum Arzt und verabreichen Sie keinesfalls ausschließlich Brennnesseln, um ihn gesund zu pflegen. Ein krankes Tier benötigt in den meisten Fällen wirksame Medikamente, um zu genesen.

Insekten auf Brennnesseln – was ist beim Ernten zu beachten?

Brennnesseln gehören zu den heimischen Pflanzen, an denen besonders viele Insektenarten ihre Nahrung finden oder die sie als Lebensraum nutzen. Einerseits sind es erwachsene Insekten, die auf und von Brennnesseln leben, andererseits dienen die Pflanzen den Larven zahlreicher Insektenspezies als Nahrung. Am besten ist es, nur Brennnesseln zu ernten, auf denen sich keine Tiere befinden. Falls auf ihnen einige erwachsene Insekten ruhen, kann man sie vor Ort sehr vorsichtig abklopfen. Dabei sollten die Tiere aber unbedingt auf anderen Brennnesselexemplaren landen, die nicht geerntet werden sollen.

Pflanzen, auf denen sich Raupen befinden, sollten Sie nicht ernten. Belassen Sie den Schmetterlingslarven ihre Nahrung und unterstützen Sie so den Naturschutz. Leider sind viele Schmetterlingsarten selten geworden, weshalb ihren Raupen nicht auch noch die Nahrungspflanzen weggenommen werden sollten. Hinzu kommt, dass viele Insektenarten, darunter Schmetterlinge, unter Naturschutz stehen.

Sehr genaues Hinsehen ist gefordert, wenn halb reife Samen der Brennnesseln geerntet werden. Denn an den Samenständen halten sich häufig winzige Käfer auf, die kaum größer als 2 mm sind. Die Brennnesselglanzkäfer kann man vorsichtig von den Samenständen abklopfen. Noch besser wäre es allerdings, Samen von Brennnesseln zu ernten, an denen sich keine kleinen Käfer befinden.

Die nur 1,5 bis 2,3 mm langen Brennnesselglanzkäfer (Brachypterus urticae) halten sich gern auf Brennnesselblüten und -samen auf.
Die nur 1,5 bis 2,3 mm langen Brennnesselglanzkäfer (Brachypterus urticae) halten sich gern auf Brennnesselblüten und -samen auf.
Die Raupen des Kleinen Fuchses (Aglais urticae) fressen an Brennnesseln.
Die Raupen des Kleinen Fuchses (Aglais urticae) fressen an Brennnesseln.